Der Herbst des Lebens

Der Herbst des Lebens

Je älter ich werde, desto schwerer wird der Gedanke an die Zukunft.

Nicht, weil ich sie fürchte, sondern weil sie mir das zeigt, was unwiederbringlich ist. Die Wege, die ich gegangen bin, die Menschen, die ich verloren habe, und die Liebe, die geblieben ist, irgendwo in mir, auch wenn die Menschen längst fort sind.

Ich habe mein Leben lang versucht, mit offenem Herzen zu leben,

zu geben, zu helfen, ehrlich zu sein.

Doch manchmal scheint es, als ob gerade das Offen Sein mich verletzlicher macht. Als ob meine Art zu lieben , so wie sie ist, zu viel wäre für die Welt. Ich wollte Nähe schaffen, aber vielleicht bin ich ihr manchmal zu nahe gekommen.

Ich trage keine Schuldzuweisung in mir, nur Fragen. Warum sich Wege trennen. Warum Menschen gehen, obwohl man sie im Herzen behalten möchte. Und warum die Sehnsucht nach Verbundenheit nie ganz vergeht, selbst dann, wenn man von Liebe, Familie und Erinnerungen umgeben ist. Denn die Einsamkeit, die ich meine, ist keine äußere Leere. Es ist dieses stille Gefühl. Und doch wünsche ich mir, dass es am Ende Menschen gibt,

die da sind, wenn ich mich verabschiede, nicht aus Pflicht, sondern aus Liebe. Ich wünsche mir, dass sie meine Hand halten,

dass sie nicht weglaufen vor der Schwere des Moments, sondern bleiben, still, echt und gegenwärtig. Dass ich in ihren Augen noch einmal erkenne, dass mein Dasein etwas bedeutet hat. Vielleicht ist das die letzte Hoffnung, die bleibt. Nicht ewig zu leben, sondern nicht vergessen zu werden. Nicht unsterblich zu sein, sondern in den Herzen derer zu wohnen,die mich wirklich gesehen haben. Und wenn ich dann gehen muss, möge ihre Nähe mein letzter Trost sein und meine Liebe ein leiser Nachklang für sie bedeutet.

43 Gedanken zu „Der Herbst des Lebens

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